Oder
When I asked for a smoking hot body, menopause was not quite what I had in mind….
Autorin unbekannt
Die Wechseljahre – das bedeutet für viele Frauen Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und zusätzliche Pfunde. Das ist nicht unbedingt sexy….
Als Gela Löhr mich ansprach und eingeladen hat, zum Thema “BYE, BYE TRAUMFIGUR? WIE GEHT DAS MIT DEM WOHLFÜHLGEWICHT AB 40? ODER 50?” zu schreiben, brauchte ich nicht zu überlegen.
Schwierig war es allerdings, mich auf ein Thema festzulegen und keinen ganzen Roman zu schreiben.
Zurück zu den Wechseljahren. Ab etwa Mitte 40 ändert sich bei vielen Frauen vieles im Leben. Die Kinder brauchen uns nicht mehr, im Job haben wir uns etabliert und hinterfragen vielleicht, ob das jetzt alles ist, was wir erwarten können.
Ausgerechnet jetzt macht unser Körper, was er will. Die Pfunde kommen und bleiben. Das, was in jüngeren Jahren geholfen hat, greift nicht mehr. Da tun sich viele Frauen schwer, zu akzeptieren, dass manche Türen sich endgültig schließen: schwanger werden geht jetzt nicht mehr, DSDS oder GNTM können wir vergessen. Und das Wunschgewicht oder gar die Traumfigur sind wohl endgültig Vergangenheit.
Oder?
Das Thema Abnehmen ist komplex: angefangen bei verschiedenen Ernährungsformen, zu eigenen Glaubenssätzen, über Diäterfahrung und Emotionen – alles spielt eine Rolle. Gerade bei dieser Blogparade wird mir so richtig bewusst, wie viele verschiedene Sichtweisen es auf das Thema „Wechseljahre und Wunschgewicht“ gibt.
Frauen, die immer sehr schlank waren, sind da oft besonders streng mit sich selbst: Diäten, Nahrungsergänzungsmittel, Pillen, Sportprogramme – alles wird probiert, nichts hilft. Im Gegenteil, oft geht das Gewicht weiter nach oben. Die Frauen hassen sich, würden ihren Körper gerne umtauschen und fühlen sich als totale Versager. Dass die Lieblingsjeans nicht mehr passen, wird als persönlicher Angriff gewertet. Oder waren es doch die kleinen Tierchen, die in der Nacht unsere Kleider enger machen? Diese Erklärung liefert jedenfalls Ursula Kittner in ihrem diesjährigen Beitrag. Das glauben wohl die wenigsten Frauen, also geben wir uns die „Schuld“.
Absolut unnötig!
Ich erkläre gerne erst mal die Fakten. Dann versteht jede: es ist niemals ein „Versagen“ der Mädels, sondern ein Totalausfall der Diäten. Die eigentlich nie funktionieren und ab der Menopause gibt der Körper neue Regeln vor.
Abnehmen in den Wechseljahren geht durchaus, aber man muss mit dem Körper arbeiten. Nicht gegen ihn.
Falsche Erwartungen
Frau will sich also mit ihren zusätzlichen Pfunden nicht abfinden und beschließt eine Diät.
Es gibt ja immer Modediäten oder Ernährungsformen, die auch (oder gerade) bei Frauen in den Wechseljahren spektakuläre Resultate versprechen.
10 kg in 10 Tagen? Klar, kein Problem …versprechen uns Soziale Medien und die Regenbogenpresse.
Aber lass uns das mal durchrechnen.
Bei einem durchschnittlichen Kalorienbedarf von 2000 Kalorien am Tag und der Annahme, dass ein Kilo Fett etwa 7000 Kalorien entspricht, müssten wir etwa 70.000 Kalorien weniger aufnehmen, als verbrauchen.
Das geht natürlich nicht in 10 Tagen.
Rein rechnerisch ginge das in 35 Tagen (35 Tage mal 2000 kcal), komplett ohne Nahrung. Aber der Körper funktioniert nicht nach Dreisatz.
Der menschliche Körper – Meister der Anpassung
Da kommen wir nämlich zum 2. Problem:
Der menschliche Körper ist Profi in Sachen Anpassung. Nur so hat die Menschheit Hungersnöte überstanden. Wenn wir länger als 2 Tage unter unserem Grundumsatz bleiben, werden alle Systeme runtergefahren.
Wir sind müde, uns ist kalt und wir haben kaum Energie für den Alltag.
Dazu werden dann Muskeln abgebaut, um die „Energieverschwender“ loszuwerden. Muskeln verbrauchen viel mehr Energie als Fettgewebe. Auch, wenn wir gar nichts tun. Damit sinkt unser Energieverbrauch dauerhaft! Das gilt übrigens für Männer und Frauen.
Aber Frauen sind ganz besonders „benachteiligt“:
Das weibliche Fettgewebe produziert Östrogen. Zwar in sehr geringen Mengen, aber der Körper ist recht sensibel. Wenn nun in der Menopause die Ovarien langsam die Östrogenproduktion drosseln, müssen die Fettzellen einspringen. Das heißt, auch wenn wir weniger essen, hält der Körper an den Reserven fest.
Die „Probleme“ beginnen aber schon viele Jahre früher: die Muskulatur bildet sich zurück. Etwa ein halbes Pfund pro Jahr wird abgebaut. Wenn wir komplett inaktiv sind und uns kaum bewegen, geht das noch schneller. Da Muskulatur auch im Ruhezustand mehr Energie verbraucht als Fett, vermindert sich der Energiebedarf und unser Grundumsatz sinkt. Jedes Jahr ein bisschen mehr….
Wenn dann die Periode und Eisprung ausbleiben, sind das nochmals rund 200-300 Kalorien weniger pro Tag.
Das heißt im Umkehrschluss:
Wenn wir unsere Ernährung nicht anpassen, nehmen wir zu. Um das Gewicht zu halten, müssten wir entsprechend weniger essen. Oder uns mehr bewegen. Oder, die beste Lösung: beides zusammen.
Eine weitere Ursache von Extrapfunden sind Stress und Schlafmangel. Ein umfangreiches Thema, für sich, über das ich schon oft geschrieben habe. Hier ist nur einer von vielen meinen Beiträgen.
Ganz abgesehen von unserer ganzen hektischen Lebensweise sind ja auch die Wechseljahre Stress. Hitzewallungen und Schlafmangel? Da können wohl viele Frauen ein Lied von singen.
Nicht zu vergessen: Stress, den wir uns zusätzlich selbst machen. Eben weil wir uns so gegen die Pfunde wehren und ein Ziel anstreben, das die Natur gar nicht für uns vorgesehen hat.
Unrealistische Ziele
Viele Frauen, die zu mir finden, haben eine ganz konkrete Vorstellung, wie viel Gewicht sie verlieren wollen. Oder wie hoch das „Traumgewicht“ sein darf.
Da hinterfrage ich immer, wo genau kommt diese Zahl her? Ist es ein Gewicht, das Du jemals in Deinem Erwachsenenleben mühelos für einige Zeit gehalten hast?
Oder ist es das Gewicht, dass Du zu einer Zeit hattest, als Du jung, unbeschwert und glücklich warst? Zumindest in der Erinnerung.
Da müssen wir uns im Klaren sein, dass wir vielleicht dieses Gewicht erreichen können und wir trotzdem die Zeit nicht zurück drehen können.
Wir sind Frauen in den besten Jahren und helfen unserem Körper, wenn wir etwas mehr Gewicht akzeptieren. Mit 20 mögen Mädels ja noch elfengleich aussehen, wenn sie superdünn sind. Mit 50plus sehen wir im Gesicht dann meistens älter aus. Fettgewebe unterpolstert Fältchen ….
Bevor jetzt Neid aufkommt, nicht vergessen: Frauen ab 40 sind wie Glühbirnen: „Die klaren 40er sind besser als die matten 25er“. Das stammt aus dem tollen Blog-Artikel von Rabea Kieß, der leider nicht mehr Online ist.
Besser ist es, sich nicht auf eine Zahl auf der Waage festlegen. Sondern mit dem Maßband Fortschritte messen. Oder anstatt Wunschgewicht ein Wohlfühlgewicht festlegen. Das aber ruhig einige Kilo höher sein darf. Wichtig ist, dass wir uns gut fühlen und Energie haben.
Wie schrieb es Heike Specht, eine Mitstreiterin der Blogparade: Wohlfühlgewicht ist das Gewicht, dass sich bei mir wohlfühlt…
Was kann eine Frau denn überhaupt tun?
Das mögen bisher erstmal unangenehme Fakten sein: was Gewicht und Figur angehen, ist nicht alles möglich. Das gilt übrigens auch für jüngere Frauen.
Aber auch eine Beruhigung: es ist keinesfalls der „Fehler“ der Frauen, wenn das Gewicht nach oben geht. Es sollte halt nicht so viel sein, dass die Gesundheit leidet.
Wenn man das alles versteht, ist es leichter, entsprechend zu handeln. Mein Mantra: Geduld haben.
- Wir müssen uns langfristig vernünftig ernähren
- Vernünftig heißt: sich hochwertig ernähren: Qualität geht vor Quantität. Unserem Auto geben wir ja auch kein minderwertiges Benzin.
- Wenn Du abnehmen willst, musst Du weniger Kalorien aufnehmen, als Du verbrauchst, aber Du solltest über dem Grundumsatz bleiben
- Den Grundumsatz kannst Du dauerhaft steigern – durch Aufbau von Muskulatur
- Aber auch den Arbeitsumsatz können wir durch regelmäßige Bewegung steigern,
- Und, ganz wichtig: wir können Stress nicht vermeiden, aber wir können lernen, damit umzugehen.
- Niemals vergessen: spätestens jetzt sollten wir Schlaf eine höhere Priorität geben
Ja, ich kann es nicht leugnen, ich bin Wissenschaftlerin und will erst mal die Fakten verstehen. Dann kann ich mich entsprechend verhalten. Aber, wie ich auch zu Beginn schon sagte: es gibt so viele verschiedenen Facetten, wie es Frauen gibt. Die Blogparade 2019 hat so viele Schätze hervorgebracht, dass es sich auch heute noch lohnt, dort zu stöbern.„Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt.“
Gotthold Ephraim Lessing
Wenn Dich speziell die Themen Wechseljahre, Gewicht, Gesundheit, Bewegung, Ernährung und Entspannung interessieren, findest Du ganz bestimmt auch spannende Artikel hier auf meinem Blog.
Wie Du zwar langsam, aber dauerhaft Deine Pfunde in den Griff bekommst, erfährst Du in meinem jetzt komplett aktualisierten Kurs „Gesunde Ernährung – knackig, pragmatisch, alltagstauglich“ t
Der ist speziell für Frauen in den Wechseljahren konzipiert, transparent, ehrlich (nein, Du verlierst keine 10 kg in 10 Tagen) und bietet Dir echte Erfolge.
Liebe Heike,
vielen Dank für Deinen wertvollen Beitrag.
Gerade bei den „unrealistischen Zielen“ bin ich voll und ganz bei Dir.
Wichtig ist doch in erster Linie, dass man sich wohl fühlt, gesund ist und genau das vergisst man allzu oft.
Und für alles andere hat einer meiner Lieblingssprüche absolute Gültigkeit: „Mach Dich locker.“ 🙂
Liebe Grüße, Petra
Realistische Ziele setzen, diese beharrlich verfolgen, und geduldig mit sich selbst sein: Das klingt sehr gut und direkt machbar! Danke für diesen feinen Beitrag! lg Gabi
Liebe Heike, genau, realistisch sein, und vor allem auf den Körper hören, nicht auf das, was die Gesellschaft vorgibt (wie z.B. 10kg in 10 Tagen 😉 )
Grüße von Herzen, Monika
Es ist einfach toll, so einen Beitrag zu lesen, vor wenn es um die Wechseljahre geht, den ich tue mich damit zurzeit ziemlich schwer. Danke für die unermüdliche Arbeit, die in diesem Blog steckt.
Lg Emma