Ich möchte euch heute eine wissenschaftliche Studie vorstellen, über die schon 2015 in den Medien berichtet wurde. Das Ergebnis: Schokolade macht schlank
Die Behauptung der Forscher: Wer Schokolade isst, nimmt schneller ab. Um ihre Aussage zu untermauern, führten sie eine wissenschaftliche Studie mit 15 Probanden durch. Die Auswertung der Studie lässt den Schluss zu, dass Schokolade einer der beste Diätbeschleuniger (aka Booster) ist, den es je gab.
Zu schön, um wahr zu sein?
Natürlich. Deswegen hat man ja auch nichts mehr von diesen aufregenden Resultaten gehört…..
Bevor also jetzt jemand losrennt, um sich mit Schokolade einzudecken, erst mal lesen.
Der Hintergrund der ganzen Reportage war, zu beweisen, dass man mit wissenschaftlichen Pseudostudien alles verkaufen kann.
Ich habe selbst 2 Studien durchgeführt und mit jeweils einer Doktorarbeit beendet. Es gibt strenge Protokolle, die eingehalten werden müssen und wer versucht zu tricksen, verliert ganz schnell seinen guten Ruf als Wissenschaftler. Aber es ist auch vieles erlaubt, solange der Leser informiert wird, was warum gemacht wurde und welche Schwächen eine Studie hat. Aber wer liest schon alle Details einer Studie?
Warum diese Fake Studie?
Fast 15 Prozent der Deutschen gelten als fettleibig. Viele von ihnen haben Erfahrungen mit Diäten, die nicht funktionieren.
Was die meisten nicht wissen: Sie sind auf dubiose Studien hereingefallen. Denn wer damit wirbt, die Wissenschaft hinter sich zu haben, kann fast alles als Diät verkaufen und mit dem Leid der Menschen fette Gewinne einstreichen.
Die Versprechen der Werbung sind vollmundig und die Gewichtsverluste oft mager. Erfolge mit Diäten (im Sinne von Hungerkuren) haben nur wenige Übergewichtige und dann auch oft nur vorübergehend.
Und doch gibt es viele Studien, die das Gegenteil behaupten. Nicht nur die großen „Abspeckunternehmen“ wie „Weight Watchers„, auch Diäterfinder wie „Montignac“ oder „Atkins“ verweisen auf wissenschaftliche Untersuchungen.
Und allen Menschen, die mit ihrer Diät scheitern, wird der Spiegel vorgehalten: Schuld seien angeblich nur sie selbst, denn für den Diäterfolg bürgen hochdekorierte Professoren. Die natürlich dafür fette Honorare bekommen. Diätstudien versprechen oft bei kurzen Untersuchungszeiträumen Erfolge, die bei seriösen Langzeitstudien überhaupt nicht nachzuweisen sind.
Dennoch werden die positiven Ergebnisse in renommierten Fachzeitschriften publiziert und überzeugen Leser und auch Ärzte. Diese empfehlen dann die entsprechenden Diäten.
Der Ernährungsexperte Uwe Knop, vor dem ich großen Respekt habe, hat das Projekt begleitet und kommentiert. Knop kennt das System und die Machenschaften der Diätindustrie und war daher bestens geeignet. Er beriet die Filmemacher rund um die Medienmechanismen, die häufig zur Vermarktung von Ernährungsideologien eingesetzt werden.
So kocht man sich wissenschaftliche Beweise
Man nehme eine sehr schlechte, aus wissenschaftlicher Sicht gar hochgradig peinliche „Studie“.
Dazu wird ein Abstrakt erstellt, das auf den ersten Blick der standardisierten Studien-Darstellung entspricht. Verfasst wird es natürlich auf Englisch, idealerweise mit vielen Fachbegriffen gespickt, das hemmt die Leseschwelle.
Im Text lässt man viel im Dunkeln, bleibt nebulös und bastelt ein paar schwer verständliche, aber seriös aussehende Blender-Grafiken mit ein. Wenn alles „angerührt“ ist, sucht man sich ein wissenschaftliches Journal, das die Studie publiziert.
Wenn man weiß, „dieses Schundwerk wird niemals den Review-Prozess (kritische Begutachtung durch Experten auf diesem Fachgebiet, wird in der Regel anonym durchgeführt) eines auch nur halbwegs seriösen Journals bestehen“, dann kauft man sich eben in ein halbseidenes Journal (Predatory Journal) ein, wo keine besondere Prüfung des „wissenschaftlichen Materials“ erfolgt – und schon wird aus der Science-Fiction eine „echte Publikation“.
Es ist angerichtet – Nun liegt also die eingekaufte Publikation auf dem Tisch – aber keiner kennt sie. Jetzt gilt es, die Ergebnisse unters Volk zu bringen.
Für die Pressemeldung haben sich die Filmemacher dazu eine attraktive Headline ausgedacht:
„Schoko statt Jojo – Studie: Schokolade wirkt als Diät-Turbo“.
Schokolade macht schlank? Das interessiert die Leser! Nun, langsam – ist die PR-Meldung denn auch seriös? Logisch, denn als Absender fungiert das deutsche „Institute of Diet and Health“ – eine Non-Profit-Organisation, die „weder von der Industrie beauftragt noch finanziert wird“. Von der aber auch vorher kaum jemand etwas gehört hat.
Für manche Journalisten, die keine Zeit (und/oder keine Lust) haben, diese Ernährungs-PR kritisch zu überprüfen, reichen derartige „Seriositäts-Parameter“, um die Meldung unreflektiert abzuschreiben – ohne sich vorher die „Originalarbeit“ anzuschauen und ohne dem Studienleiter vorher essenzielle Fragen zu seiner Forschung zu stellen. Und schon lesen die Leute Schlagzeilen wie „Neue Studie: Schokolade hilft beim Abnehmen“ oder „Schoko statt Jojo! Wer Schokolade isst, bleibt schlank“. Botschaft lanciert, Mission erfüllt.
Was können wir daraus lernen?
Leider trifft diese Vorgehensweise inzwischen auf die meisten Werbeanzeigen, Studien und Marketingstrategien zum Thema Ernährung und Gewicht zu.
Und leider scheint es so, als ob die Verbraucher immer wieder darauf reinfallen. Meine Meinung:
Abnehmen ist ein Geschäft mit der Hoffnung. Die sich aber so nie erfüllt, denn dann könnte man im nächsten Jahr nicht mehr die nächste Diät, das nächste Abnehmprodukt, verkaufen.
Meine Mission ist es, Fakten zu liefern und Zusammenhänge zu erklären. Aber wenn ich mir die Likes meines Faktenchecks anschaue und mit Likes von höchst dubiosen Unternehmen (Fett schmilzt über Nacht, 10 kg weniger in 10 Tagen) vergleiche, wer hat wohl mehr? Kleiner Tipp: ich bin es nicht.
Dauerhaft abnehmen erfordert Disziplin, Einsicht, Arbeit an sich selbst, und Ausdauer. Und bei Frauen in den Wechseljahren noch mehr Geduld und Wissen, wie der Körper jetzt funktioniert.
Ich sage meinen Kundinnen immer, dass ich sie nur einmal im Coaching Programm sehen will.
Danach sollten sie mit so viel Wissen ausgestattet sein, dass sie nie wieder auf falsche Versprechen reinfallen, sich gesund ernähren und endgültig Frieden mit ihrem Gewicht schließen.
Aber schau Dir die Doku doch selbst an: „Schokolade macht schlank – Doku“
Ich hoffe, ich habe Dir jetzt keine Illusionen zerstört. Schokolade ist selbstverständlich nicht verboten und wenn Du „Schokoholic“ bist und auf Schokolade nicht verzichten willst (oder kannst), dann plane es entsprechend in Deinen Speiseplan ein. Wie Du da am besten vorgehst, erfährst Du in meinem Kurs „Gesunde Ernährung – knackig, pragmatisch, alltagstauglich“
Oder nutze das kostenlose Erstgespräch mit mir und vereinbare gleich Online einen Termin.
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