Zucker, Fett und Stress – eine gefährliche Kombination
Wir alle wissen inzwischen, dass wir zunehmen, wenn wir mehr Kalorien essen als verbrauchen. Essen wir weniger und sind auf Diät, scheitert das oft am Hunger.
Aber wenn das alles ist, warum spielen Stress und Schlafmangel eine so wichtige Rolle?
Beides hat keine Kalorien, wir essen es nicht und trotzdem haben Stress und Schlafmangel einen heftigen Einfluss auf Hunger. Wenn dann noch die Kombination Zucker und Fett gegessen wird, sind Fressattacken vorprogrammiert.
Es ist also doch nicht so einfach zu erklären: Willensstärke, Disziplin und eine negative Kalorienbilanz: und alles ist gut. Die Waage wird schon weniger anzeigen.
Stimmt leider nicht: unser Körper ist eine hochkomplexe biochemische Maschine, die sich nicht mit einer einfachen Gleichung berechnen lässt. Und der Hunger lässt sich nicht austricksen, er trickst uns aus.
Es ist mehr als Willenskraft
Wenn jemand sagt, dass übergewichtige Leute faul sind, ist das beleidigend und falsch. Anzunehmen, dass übergewichtige Menschen nur deshalb keine Erfolge sehen, weil sie nicht „compliant“ sind und den Diätanweisungen (welche auch immer das sein mögen) nicht folgen, ist kurzsichtig.
Und auch Menschen, die scheinbar immer Hunger haben und unter unkontrollierbaren Essattacken leiden, sind keine willens- und charakterschwachen Menschen. Man sagt ihnen manchmal nach, dass der unstillbare Hunger eine Verhaltensstörung ist.
Jeder Forscher wird bestätigen, dass es viele Dinge gibt, die wir noch nicht erklären können.
Um Übergewicht zu verstehen, muss man sich die Genetik anschauen, die individuellen Stoffwechseleigenschaften, psychologische Eigenschaften wie Stress-Resilienz und das soziale Umfeld. Aber auch die ethnische Herkunft scheint eine Rolle zu spielen: Menschen im polynesischen Raum scheinen von Hause aus viel üppiger zu sein, als zum Beispiel die Massai, die sehr schlank und langgliedrig sind.
Die Formel, die es erklärt
(Fett + Zucker) X Stress = unkontrollierbares Essen = mehr Gewicht
Kalorienfanatiker werden jetzt sagen: es ist doch egal, was man isst. Wenn mehr Energie aufgenommen als verbraucht wird, macht jedes Lebensmittel dick. Auch Brokkoli und Hähnchenbrust.
Aber mal ehrlich: wer könnte sich daran über(fr)essen? Das wäre schwierig und deshalb hört man auf, wenn der Hunger gestillt ist.
Was steckt also dahinter?
In verschiedenen Studien und Versuchen hat man herausgefunden, dass diese Kombination den natürlichen Hunger/Sättigungsmechanismus komplett außer Kraft setzt.
Bei Versuchen, wo nur Fett oder nur Zucker gefüttert wurde, hat dieser Sättigungsmechanismus irgendwann eingesetzt, aber nicht bei der Kombination Zucker plus. Bei Ratten.
Aber man hat auch eine ähnliche Studie mit Menschen gemacht: die Versuchspersonen waren für 7 Tage isoliert, hatten aber so viel zu Essen, wie sie wollten.
Das gleiche Ergebnis: die Zucker/Fett Gruppe hat am Tag ungefähr 1000 Kalorien mehr gegessen, als Vergleichsgruppen und dementsprechend zugenommen. Über den ethischen Wert solcher Versuche habe ich meine eigene Meinung, aber es ist für die Wissenschaft. Es gab mehr Studien in dieser Richtung, alle kamen zum gleichen Ergebnis.
Die Kombination verändert die Gehirnchemie auf eine Art und Weise, die ein natürliches „Hallo ich bin satt“ Gefühl blockiert. Das, was so schön als Selbstregulierung bezeichnet wird.
Ja, von Natur aus sind wir so programmiert, dass unser genetisch vorgesehenes Körpergewicht (Set Point) stabil bleibt. Das heißt, dass Hunger und Sättigung so funktionieren, dass man das Gewicht hält.
Allerdings ist dieser Mechanismus bei den meisten Menschen heute nicht mehr vorhanden. Unsere Nahrung ist hochgradig be-und verarbeitet und hat oft mit Natur nicht mehr viel zu tun.
Also, was ist das jetzt mit Zucker und Fett?
Zunächst mal ist das eine Kombination, die so in der Natur kaum vorkommt. Es gibt zuckerhaltige und fetthaltige Nahrungsmittel. Aber erst die Verarbeitung bringt beides zusammen.
Bei den Studien entdeckte man 3 Neuropeptide, die vom Hypothalamus gesteuert werden und hier einen Einfluss haben. Zur Erinnerung: der Hypothalamus ist ein Zentrum im Gehirn, das durch Hormone unter anderem Körpertemperatur und Nahrungsaufnahme steuert. „Steuern“ in diesem Zusammenhang bedeutet normalerweise, dass alles konstant bleibt.
Neuropeptid Y (NPY) and Agouti Related Peptid (AGRP) sind die Neuropeptide, die sehr appetitanregend wirken. Proopiomelanocortin (POMC), was normalerweise für Sättigung sorgt, ist bei der Kombination Zucker und Fett vermindert.
Warum ist Stress so schlimm?
Wenn wir Stress hinzunehmen, kommen noch einige Stresshormone ins Spiel: die Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin) und Kortisol.
Diese Hormone sollen uns leistungsfähiger machen und sicherstellen, dass Energiereserven bereitstehen.
Leider wird aber auch bei Stress mehr NPY ausgeschüttet, das für ständigen Hunger sorgt. Schlimmer noch: in Verbindung mit Kortisol werden die Zellen erst richtig gut darin, die Fettzellen zu vergrößern.
Eine letzte Anmerkung zu Zunehmen bei Stress: es muss gar kein Stress von außen sein. Kalorienarme Diäten erhöhen den Kortisolspiegel und verursachen damit psychischen Stress für den Körper. Einige Forscher glauben, dass dies einer der Hauptgründe dafür ist, dass kalorienarme Diäten scheitern. Und wenn Du eine Frau in den Wechseljahren bist, kommt es noch schlimmer: Östrogen und Kortisol nutzen beide Pregnenolon als Precursor oder Vorstufe. Wird Östrogen in den Wechseljahren heruntergefahren, hat Kortisol freie Bahn. Das wäre dann nochmals zusätzlicher Stress, vom Körper hausgemacht.
Was heißt das jetzt für mich?
Wichtig zu wissen: die Kombination Zucker und Fett ist besonders schädlich, weil sie durch Hormone unser natürliches Sättigungsgefühl außer Kraft setzt und den Hunger anfacht.
Gesund ist diese Kombination ja sowieso nicht, also für jeden, der sein Gewicht im Auge behält, nach Möglichkeit vermeiden. Und Nutella bitte komplett streichen.
Stress ist natürlich ein zusätzlicher Faktor: hier müssen wir bei uns selbst ansetzen und Strategien zu erarbeiten, die uns widerstandsfähig gegen negativen Stress machen.
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